Vorab:
Dieser Beitrag richtet sich an den OM mit Einsteigerlizenz, der keine Erfahrung mit Kurzwelle und/oder Antennenbau hat.
Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will nur einen möglichen Weg für eine Standartsituation aufzeigen, der sich viele OMs der Einsteigerklasse u.U. bald stellen werden.
DL3RTL
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Du darfst bald auf die Kurzwelle und hast einen geeigneten TRX. Mit dem hast Du bislang aber nur zugehört – nicht gesendet. Du hast zwar ein SWR-Meter, aber keinen Antennen-Tuner, geschweige denn ein Grid-Dip-Meter. Du hast zudem auch nicht viel Platz – vielleicht nur ein kleines Grundstück oder sogar ‚nur’ Zugang zum Dachboden. Und: Du willst QRV werden, ohne Dir jetzt allerhand Geräte und Antennen zu kaufen.
Eigentlich hast jetzt nur eine Chance: Du brauchst eine Antenne mit einem Fußpunktwiderstand von 50 Ohm in Bandmitte, denn die 50 Ohm hat ja Dein TRX am Ausgang auch.
Und viele OMs haben Dir vielleicht schon von supertollen Allbandantennen berichtet. Was sie Dir verschweigen: Diese Antennen kommen tatsächlich auf nahezu allen relevanten Afu-Bändern in Resonanz – aber selten mit genau 50 Ohm. Ohne einen Antennen-Tuner hast Du dann verloren. Dein TRX merkt diese kleine Fehlabstimmung und regelt die Leistung einfach zurück. Liegst Du viel zu weit daneben, kann Dein TRX sogar Schaden nehmen.
Jemand anders schlägt Die eine magnetische Antenne vor, z.B. eine Loop oder eine Isotron-Antenne. Klar, diese Antennen funktionieren... mit einem Wirkungsgrad, der für CW-Leute kein Problem ist. Aber Du kannst (noch) kein CW, und: Du willst QRV werden und Deine ersten Phonie-QSOs fahren. Folgerichtig: Du willst auch mit ausreichend kräftigem Signal gehört werden.
Fazit: Keine super-tolle Kaufantenne ohne Antennen-Tuner. Keine magnetische Antenne ohne Verluste im Gesamtwirkungsgrad Deiner Anlage. Und: kein aufwändiger Selbstbau ohne geeignete Meßmittel, wie einem Grid-Dip-Meter. Selbst der gestreckte Dipol wird zunächst nicht funktionieren, da er nicht 50 Ohm, sondern eher etwas mehr hat. Und vielleicht bist Du auch nicht so geschickt, um gleich zwei Aufhängepunkte für selbigen zu finden und die Antenne frei aufzuspannen.
Es schein aussichtslos zu sein, daß Du jemals QRV wirst. Es sei denn, Du gehst die Sache langsam an und wirst erst mal auf nur einem Band QRV. Denn: Was Dich auf Kurzwelle erwartet, wird Deine Erwartungen übertreffen. Klar kannst Du im Bandplan lesen, was wo gemacht werden darf. Aber was ist das für ein komisches Schnarren auf der einen QRG? QRM aus der Nachbarschaft? Nein: es könnte Hellschreiben sein, eine Betreibsart. Und warum steht die nicht im Bandplan? Weil Betriebsarten dort zusammengefaßt aufgeführt sind. Du wirst viel Kennenlernen müssen. Jedes Band ist anders. Ganz oberflächlich (!) könnte man erst mal sagen: ‚Ortsrunden’ auf 80 Meter, die manchmal an 2 Meter erinnern, Europa-QSOs auf 40 Meter, interkontinentaler Verkehr auf 20 Meter, manchmal Überreichweiten auf 10 Meter... Nehme Dir Zeit und lerne erst mal EIN Band kennen. Oder warst Du auf VHF/UHF auch gleich von 2 Meter bis 10 GHz in allen Betriebsarten QRV? Bestimmt hast Du auch hier erst 2 Meter ausprobiert und dann vielleicht 70 cm kennengelernt, dann möglicherweise Dir etwas für 10GHz gebastelt, um an ATV teilzunehmen.
Ich rate Dir aus eigener Erfahrung zunächst vom Kauf von Antennen-Bausätzen ab, die auf allen Bändern in Resonanz kommen. Aus oben erklärtem kommst Du dann nämlich um einen Antennentuner nicht rum. Werde doch erst mal auf einem Band aktiv. z.B. 40 oder 20 Meter.
Da das Grundstück nicht besonders groß ist, Du aber über mindestens einen hohen Aufhängepunkt verfügst, bleibt Dir eigentlich nur die Inverted-V übrig. Sie hat nur einen Aufhängepunkt und Ihr Fußpunktwiderstand ist niedriger als der eines Dipols. Du kannst sie also direkt über ein Koaxkabel mit dem Ausgang Deines TRX verbinden.
Schaue Dir die Grundlegende Form noch mal bei Eckhard dj4uf an:
http://www.dj4uf.de/funktechnik/antenne ... ddipol.gif
Vergiß dabei zunächst mal die Geschichte mit den ganzen zusammengesteckten Teilen, er beschreibt eine Portabelantenne – stelle Dir statt dessen einfach die Schenkel als durchgehende Drähte vor. Bei dem Bild geht es zunächst nur um’s Prinzip, wie eine inverted-V überhaupt aussieht.
Besorge Dir ein ausreichend langes Koaxkabel (zunächst ein preiswertes RG58 mit 50 Ohm), ca. 11 Meter Drahtlitze, eine Lüsterklemme und probiere es beispielsweise mal mit 20 Meter.
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Versuche, Deine Antenne zu verstehen und baue nicht blind nach!
Rechne also:
300000 : 14200 kHz = 21,13 m Wellenlänge
Folgerichtig für den Halbwellendipol (und eine inverted-V ist nichts anderes):
21,13m : 2 = 10,56 m
Da der Antennendraht - z.B. Kupferlitze - einen Verkürzugsfaktor mit sich bringt, musst den ebenfalls in Deine Berechnungen einfliessen lassen. Nehme für Deine Drahtantenne als Fausformel 0,95 - also:
10,56 x 0,95 = 10,04 Meter Draht - jeder Schenkel der Antenne also die Hälfte - das macht:
10,04 : 2 = 5,02 Meter Draht pro Schenkel.
Rechne aber besser mit einem Aufschlag von 4 cm pro Schenkel. Nehme einfach 5,06 Meter. Erklärung folgt weiter unten.
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Nehme das Ende des Koaxkabels und setze eine Lüsterklemme drauf - wenn vorhanden besser eine Mantelwellensperre - und verbinde die beiden Drahtstücke am Koaxkabel - eins an der Seele, das andere mit dem Schirmgeflecht.
Suche Dir einen hohen Aufhängepunkt und befestige dort möglichst hoch Deinen selbstgebauten Einspeisepunkt Deiner Antenne. Hast Du Dir einen Baum ausgesucht, so befestige an einem ausreichend schweren kleinen Gegenstand (kleine Kunststoff-Wasserflasche mit ein wenig Wasser gefüllt) eine lange Schnur und werfe Sie möglichst hoch in den Baum. Sie wird in den Baum fliegen und auf der anderen Seite wieder runterkommen - hoffentlich - sonst musst sie wieder rausziehen und es nochmal versuchen. An dieser im Baum eingefädelten Schnur ziehst Du nun Deinen Einspeisepunkt nebst Dipolschenkeln hoch. Damit Du die beiden Dipolschenkel auch irgendwo Richtung Boden in Form eines auf den Kopf gestellten 'V' spannen kannst, solltest Du die Schenkel ebenfalls mit nichtleitenden Schnüren verlängern. Spanne nun beide Schenkel vom Speisepunkt aus betrachtet in umgekehrter V-Form - beachte, dass Du einen Winkel von 90 Grad nicht unterschreitest, lieber mehr – je größer der Winkel gegenüber 90 Grad, desto näher kommst Du an 50 Ohm.
Da Du kein Grid-Dip-Meter hast, mußt Du Dir nun irgenwie behelfen, die genaue Resonanz der Antenne zu finden und sie abzustimmen. Dazu reduzierst Du die Sendeleistung auf QRP und sendest kurz (!) auf freier Frequen. Werfe dabei einen Blick auf Dein SWR-Meter. Deine Antenne sollte bereis rund 50 +/- 10 Ohm haben. Ist die Stehwelle zu schelecht? Regelt der TRX runter? Kein Problem. Führe Deine Messung am Bandanfang durch: z.B. 14120 kHz und eine weitere am Bandende um ca. 14340 kHz. Wo ist die Stehwelle besser? Am Bandanfang oder Bandende? Daraus kannst Du bereits erkennen, ob Deine Antenne durch Umgebungseinflüsse (z.B. dem Baum selbst oder einem benachbarten Haus) oberhalb oder unterhalb des Bandes in Resonanz ist. Ich erwähnte oben einen Aufschlag von 4 cm. pro Schenkel. Deine Antenne müßte demnach also zu lang sein und dadurch am unteren Bandende das bessere SWR aufweisen. Das habe ich absichtlich gemacht, damit Du die Schenkelm kürzen kannst, bis Du im 20m-Band in Resonanz bist. Denn: Lieber noch mal etwas abschneiden, als immer noch zu kurz!
Deine Antenne hat also am Anfang des 20m-Bandes eine vermutlich bessere SWR als am Bandende. Kürze nun an jeder Dipolhälfte einen cm (nicht mehr! lieber weniger - aber auf jeden Fall die selbe Länge gleichmäßig) bei beiden Schenkeln ab und wiederhole Deine Messung. In Kürze wirst Du ein gutes SWR in Bandmitte haben. Deine inverted-V sollte breitbandig genug sein, um das gesamte Band zu übersteichen. Zudem brauchst Du kein Anpaßgerät.
Apropos 'Kürzen': Du könntest natürlich Abschneiden. Aber was, wenn Du zuviel abgeschnitten hast? Wieder anlöten? Und das irgendwo draußen im Garten? Auf keinen Fall. Mache es Dir einfach. Der Draht ist doch dünn. Schlage ihn am Ende also einfach um einen Zentimeter um und fixiere das Ende des umgeschlagenen Teils mit einem Kabelbinder. Du kannst die entstandene Schlaufe auch dazu nutzen, um Deine Abspannschnüre daran zu befestigen.
Und noch was: Fließt Wasser in das Koaxkabel rein, nimmt das Kabel insofern Schaden, als dass der Wellenwiderstand sich von 50 Ohm wegverschiebt. Da das ziemlich ungünstig wäre, solltest Du dafür Sorge tragen, das Ende des Kabels am Speisepunkt der Antenne abzudichten, wenn Deine Antenne im Freien hängt. Du könntest ein wenig Silikonpaste draufschmieren oder den ganzen Speisepunkt mit der Lüsterklemme einfach in eine Installationsdose setzen, wie Du sie für sehr wenig Geld in jedem Baumarkt bekommst. Für einen ersten Test ist das jedoch nicht erforderlich, solange es nicht regnet.
Du bist nun auf einem Band QRV. Lasse Dir Zeit und lerne das Band kennen. Denke an die Einleitung oben: Der Bandplan gibt nur zusammengefaßte Grundzüge wider – welche Betriebarten es alle gibt und wo und wie diese stattfinden, gilt es für Dich selber herauszufinden. Nochmal: Lasse Dir Zeit mit einem Band. Wechselst Du von 20 Meter nach 80, bist Du fast schon in einer ‚anderen Welt’.
Hast Du Spaß an 20m gefunden, so wiederhole alle Berechnungen und Vorgänge für ein anderes Band - z.B. 40 Meter:
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Rechne also:
300000 : 7050 kHz = 42,55 m Wellenlänge
Folgerichtig für den Halbwellendipol (und eine inverted-V ist nichts anderes):
42,55 m : 2 = 21,28 m
Denke wieder an den Verkürzungsfaktor:
21,28 x 0,95 = 20,21 Meter Draht - jeder Schenkel der Antenne also die Hälfte - das macht:
20,21 : 2 = 10,11 Meter Draht pro Schenkel.
Und wieder ein kleiner Aufschlag von beispielsweise 4 cm pro Schenkel. Nehme einfach 10,15 Meter.
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Erinnerst Du Dich noch, wozu der Aufschlag nötig war und was Du mit ihm machst?
Du schneidest ihn ab, bis die Antenne das beste Stehwellenverhältnis hat – siehe oben.
Du brauchst dabei nicht etwa ein weiteres Koxkabel zu verlegen, sondern kannst den Speisepunkt der 20m-Antenne erweitern, indem Du diese neuen Schenkel Deiner neuen Antenne (neues Band) einfach zusätzlich dranknüpfst und den Abgleichvorgang für z.B. die 40m-Inverted-V wiederholst.
Du hast folgerichtig am Ende des Koxkabels nun vier Drähte: einen rund 5 Meter langen und einen weiteren etwa 10 Meter langen an der Seele – und das gleiche noch mal am Geflecht -> zwei Dipole an einem Koakkabel.
Beachte aber, dass sich der Resonanzpunkt des 20m-Dipols durch kapazitive Einflüsse der neuen, weiteren Dipolschenkel der 40m-Antenne verschiebt. Du musst, nachdem Du die 40m-Antenne in Resonanz hast, die 20m-Antenne kontrollieren und ggf. nachbessern, indem Du Sie wieder etwas verlängerst oder verkürzt, bis sie in etwa Bandmitte erneut ihr bestes SWR hat. Prüfe danach wieder Deine 40m-Antenne. Sie sollte sich nicht wesentlich verstimmt haben. Außerdem sollten die Schenkel der verschiedenen Dipole so weit wie möglich von einander entfernt sein.
Und wenn nun kein Garten und kein Baum zur Hand ist, aber Zugang zum Dachboden? Auch gut. Baue alles so, wie oben beschrieben... mit einem Unterschied: Dein Boden wird nicht hoch genug sein, um eine inverted-V dort aufzuhängen. Lege das V einfach horizontal! Es bleibt bei dem gegenüber dem Dipol niedrigeren Fußpunktwiderstand. Lediglich das Strahlungsbild Deiner Antenne ist gegenüber dem klassischen Dipol oder der inverted-V verzerrt. Du wirst eine sogenannte ‚Keule’ in einer bestimmten Richtung haben. Aber: Diese Keule wird keinesfalls so ausgeprägt sein, daß Du in der Gegenrichtung etwa nicht mehr zu hören bist. Wahrscheinlich wirst Du von der Keule sogar gar nichts merken.
Und ist der Boden für die 40m-Anetenne nicht ausreichend groß genug, so kannst Du durchaus die zu langen Dipolenden als Kompromiß abknicken lassen, ohne daß das die Funktionstüchtigkeit der Antenne wesentlich beeinträchtigt. Anpassen mußt Du sie nach obiger Anleitung ohnehin noch.
Ich werde für meine kleine Anleitung sicherlich viel Kritik entecken müssen und sehe einige OMs schon schreien und ins Forum posten,
- weil ich Dir vom Kauf irgendwelcher Geräte und Antennen zunächst abrate,
- weil Du nicht nicht direkt auf allen Bändern sofort QRV sein wirst,
- weil meine Antenne ‚zu simpel’ zu sein scheint
- weil ich Dich eine Antenne ohne geeignete Meßmittel außer einem SWR-Meter und dazu alleine aufbauen lasse
Mein Ziel war es aber:
- Dich nicht viel Geld ausgeben zu lassen
- Dir das Erfolgserlebnis einer selbstgebauten und rechnerisch nachvollziehbaren Antenne zu vermitteln
- Dich nach und nach die Bänder kennenlernen zu lassen und nichts zu überstürzen
- Dir lediglich einen ersten Einstieg zu vermitteln
Du wirst auf Kurzwelle aber auf OMs treffen, die selber gerne basteln und die ähnlich angefangen haben. Und das nicht zu knapp. Erzähle diesen OMs doch mal von Deiner Konstruktion. Du brauchst Dich damit nicht zu verstecken. Du brauchst Dich nicht dafür zu schämen, auf zunächst nur ein oder zwei Bändern QRV zu sein. Im Gegenteil: Die OMs werden Dich verstehen und Dir sogleich viele Ratschläge geben können, wie Du Deine Antenne weiter optimierst. Und wer weiß: Vielleicht stellt sich ja im Laufe Deiner QSOs durch Zufall heraus, daß einer noch einen einfachen Antennen-Tuner preiswert abzugeben hat... und ein anderer hat ggf. noch Bauteile für einen Trapdipol übrig. Warte es ab, habe Spaß, sei stolz auf Deine selbstgebaute Antenne, mit der Du alleine ohne fremde Hilfe QRV geworden bist und sammel Erfahrung. Vielleicht hast Du später genug Geld gespart und Meinungen eingeholt, um Dich für eine bestimmte Antenne nebst Tuner zu entscheiden, die Deinen Bedürfnissen gerecht wird. Diese kleine Anleitung sollte nur dazu dienen, Dich sofort und mit nachvollziehbaren Berechnungen QRV zu bringen.
Ich selber arbeite heute noch mit meinen ‚horizontalen’ Inverted-Vs und Dipolen, die allesamt unterm Dachboden hängen, weil ich kein Außengrundstück habe, um vernünftige Inverted-Vs zu spannen und weil ich über keinen Antennentuner verfüge, mit dem ich Fehlanpassungen (zu Lasten des Gesamtwirkungsgrades) korrigieren könnte. Aber: Ich hatte mir anfangs mal irgendwo eine Mantelwellensperre besorgt, mit der ich die Lüsterklemme ablöste. Und da alle Dipole (80m, 40m, 20m, 17m und 10 Meter) äußerst gut in Resonanz liegen, sah ich nie die Notwendigkeit, sie gegen eine andere Antenne zu tauschen. Vielleicht mal beim nächsten Umzug, hi.
Viel Erfolg und 73 de Daniel, DL3RTL